Was fehlt wohl einer Kölnerin auf Sylt am meisten? Karneval – genau! Oder grob gesagt: Ein traditionelles Fest im Winter… Da passt Biike doch perfekt ins Schema!

Traditionell am 21. Februar feiern die Nordfriesen Biike – das hat nichts mit Osterfeuern gemein und überhaupt gar nichts mit Fahrrädern zu tun! Biike ist das Fest der Nordfriesen, um den Winter zu vertreiben – heutzutage jedenfalls. Früher dienten die Feuer am Strand noch dem Abschied der Walfänger, die Ende Februar die Inseln verließen und erst Monate später zurückkehrten.

Was reizt mich so an Biike?

Bis vor rund acht Jahren habe ich noch nie Grünkohl gegessen, aber seit ich diesen köstlichen Kohl kenne, liebe ich ihn. Also der zweite Pluspunkt für Biike: Es gibt Grünkohl! Nahezu jedes Restaurant und jede Familie reicht ihn am 21. Februar. Meistens wird er nach dem Besuch der Biike verspeist, aber wir essen ihn vorher – so haben wir mehr vom Feuer und stehen nicht hungrig dort. Und hinterher kann man sich ja auch noch eine Portion gönnen… Hier oben auf Sylt gibt es zum Grünkohl Kassler, Kochwurst, Schweinebacke und süße Kartoffeln. Ja, genau: Süße Kartoffeln, wohlgemerkt keine Süßkartoffeln. Klingt komisch, aber schmeckt fürchterlich gut!

Der traditionelle Fackelzug beim Biike
Der traditionelle Fackelzug beim Biike

 

Wenn wir dann vom Grünkohl gestärkt sind, ziehen wir uns warm an und spazieren los zur Biike. Wir sind meist etwas spät dran und schaffen es nicht, am Fackellauf teilzunehmen. Wir laufen der fackeltragenden Menge also entgegen, man trifft sich an der Biike.
Dort werden nach Eintreffen des Fackellaufs, der oft von einer Blaskapelle begleitet wird, Reden vom Bürgermeister, Ortsbeiratsmitgliedern oder anderen bekannten Personen des Ortes gehalten. Ein Redner spricht seine Rede auf Deutsch, ein zweiter auf Söl´ring – dem Sylter Friesisch.

Nach der zweiten Rede heißt es dann „Tjen di Biiki ön“ (stecht/zündet die Biike an), dann werden alle Fackeln in den großen Holzhaufen geschmissen. Während die Biike dann entzündet, wird die Hymne Üüs Söl’ring Lön („Unser Sylter Land“) gesungen.
Danach genießen Sylter und Gäste gemeinsam die große Biike und halten einen Schnack mit alten und neuen Bekannten.

Welche Biike besuchen?

Die meisten Sylter und auch die zugezogenen Insulaner besuchen die Biike in ihrem Dorf. In meinem ersten Jahr auf der Insel ging ich mit Freunden zu deren liebster Biike nach Tinnum direkt an der Tinnum-Burg. Dort traf man hauptsächlich Sylter Familien aus Westerland und Tinnum, aber auch zahlreiche Gäste. Die Sylter Familien erkannte man an Thermoskannen mit Punsch oder Tee und die Gäste daran, dass sie die Familien neidisch anschauten… Wir hatten zwar auch nichts mit, aber kannten einige, die gerne mit uns teilten.

Biike-Tradition-Sylter-Osten
Die Feuerstelle als Biike Tradition

 

Bei der Morsumer Biike schenkt die Freiwillige Feuerwehr Morsum gegen einen kleinen Obolus Teepunsch, Glühwein und Kinderpunsch aus. Das wärmt herrlich von innen, während die Biike von außen wärmt. Mittlerweile gibt an fast jeder Biike Glühwein & Co. zu kaufen, mal von den Feuerwehren, mal von gemeinnützigen Vereinen.

Biike – und dann?

Die meisten Besucher der Biike haben´s nach einer Weile ziemlich eilig, da das große Mahl ja wartet – in den Restaurants oft von Live-Musik begleitet. Doch was viele nicht wissen: Früher kam man nur zum Biikebrennen zusammen und ging dann wieder nach Hause. Das Grünkohlessen und die Livemusik folgten langsam von Jahr zu Jahr.

Der Tanz zum Abschied des Winters folgte eigentlich immer am Pidersdai (Petritag, 22. Februar). Nur die Schüler auf Sylt haben noch heute an diesem Tag schulfrei, um am traditionellen Tanz teilzunehmen. Für die Kinder heißt es dann schick anziehen und „Kinderdisco mit reichlich Süßigkeiten“ – wo wir fast wieder beim Karneval wären…