Im tiefsten Winter in die Nordsee springen? Was soll denn das? Ganz einfach: Auf Sylt hat das Tradition, schon seit gut dreißig Wintern. Und für eine Stärkung der Abwehrkräfte ist es auch gut. Am 26. Dezember ist es dann wieder so weit und alle versammeln sich an der Promenade in Westerland, um sich das Spektakel anzusehen. Mehr als einhundert davon entkleiden sich dann bis auf die Badehose – und die Weihnachtsmütze. Die hält dann zwar auch nicht mehr so warm, unterstreicht aber den weihnachtlichen Inselbrauch und sorgt für noch mehr Stimmung beim Weihnachtsbaden.

Sylter Badespaß – nichts für Warmduscher!

Die Temperaturgrade zählen die Inselbewohner locker an einer Hand ab, bevor sie in das kalte Meer zu hüpfen. Mit ein wenig Glück hat das Wasser mit 6-8 Grad eine fast schon angenehme Temperatur. Vielleicht können sich die Extrem-Badegäste in diesem Jahr auch wieder über strahlenden Sonnenschein und milde Temperaturen freuen. Mit einem kühlen Westwind ist aber zu rechnen. So oder so, Schaulustige und Badegäste wärmen sich davor und danach am besten mit einer heißen Tasse Glühwein, Punsch und Flammkuchen auf.

Weihnachtsmänner, Kobolde und Superhelden in der Nordsee

Manche kommen zum Weihnachtsbaden sogar in den buntesten Kostümen – vom Weihnachtsmann oder Nikolaus bis hin zu Fantasy-Figuren und Comic-Superhelden. Auch das eine oder andere Adamskostüm wurde schon beobachtet. Auf echte Schwimmkünste kommt es beim Eisbaden in der Nordsee ohnehin nicht an – also kann man sich auch schon mal als Batman verkleiden. Das passt immerhin zu dem Mut, den die tapferen Badegäste aufbringen müssen, um bei eisigen Winden einen Fuß in die Nordsee zu setzen.

Auch das Biikebrennen hat auf Sylt Tradition
Auch das Biikebrennen hat auf Sylt Tradition

 

An Weihnachten in die kalte Nordsee springen – aber warum eigentlich?

Die Tradition, wie Verrückte ins kalte Wasser zu springen, ist kein Jahrhunderte alter Brauch, so wie das Biikebrennen zum Beispiel. Nein, der Ursprung dieser friesischen Tradition liegt, wie so viele verrückte Ideen, in einer Bar: Eine Gruppe angeheiterter Sylter kam im Jahre 1985 vermutlich vom Bier angetrieben in einer Kneipe auf die Idee, als Teil einer Wette in die Fluten zu rennen. Und so wurde eine Sylter Tradition geboren, die auch 30 Jahre später noch gefeiert wird. Deshalb treffen sich auch dieses Jahr wieder tausende Menschen in Westerland, um gemeinsam Punsch zu schlürfen, sich kennen zu lernen und das Spektakel zu beobachten, während eine Gruppe Unerschrockener die noch relativ junge Tradition der Nordseeinsel ehrt.