Kopf des Monats: Michael Frowin – Investigativer Kabarettist

Er gehört zu den besten Kabarettisten des Landes. Am 15. Oktober bereichert er das Kabarett-Programm der Insel mit seiner bissigen Polit-Satire. Wir haben mit Michael Frowin über Ideen, Inspirationen und Passionen gesprochen.

Kanzlerchauffeur – wie kam es zu dieser Idee?
Auf verschiedenen Wegen. Zum einen hab ich mich früh mit Angela Merkel beschäftigt – 2002 hab ich eine Oper über sie geschrieben -, zum anderen entstand die Figur für das Fernsehformat „Kanzleramt Pforte D“. Da lag es nahe, den Chauffeur auch auf die Bühne zu bringen, denn näher an der Quelle der Macht ist niemand. Chauffeur ist wie Friseur – man erfährt alles!

709 Abgeordnete und jede Menge Skandälchen – Wer ist ihr persönlicher Lieblingskandidat im Bundestag?
Aus satirischer Sicht könnte ich sagen: Die, die sich besonders dämlich oder dreist anstellen wie Andreas Scheuer oder Philipp Amthor. Aber ich arbeite mich inzwischen eher an den Strukturen ab, Lobbyismus ist da z. B. ein großes Thema. Die Köpfe wachsen nach, aber in welches System – das ist die spannendere Frage.

Woher beziehen Sie das Futter für ihre satirischen Seitenhiebe?
Der Trog ist prall gefüllt, die Säue, die durchs Dorf getrieben werden, sorgen täglich dafür. Aufreger und Skandale überschlagen sich ja, ich fühle mich manchmal wie in einer gesellschaftspolitischen Dauererektion. Man muss also aufpassen, dass das Blut auch mal wieder ins Hirn fließt, damit man nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern als Kabarett-Schwein nach den satirischen Trüffeln sucht. Sonst läuft man Gefahr, mit dem Witz hinter der Realität hinterherzuhinken.

Sie sind nicht nur als Kanzlerchauffeur aktiv – Wie lebt es sich als künstlerischer Tausendsassa?
Fabelhaft. Wenn auch Corona alles auf den Kopf gestellt hat, obwohl ich in vielen Sparten arbeite. Aber im Normalzustand ist es in alle Richtungen bereichernd – den Blick auf die Bühne kenne ich halt als Schauspieler, Autor, Regisseur, Produzent, Theaterleiter … Wenn ich ein Opernlibretto schreibe – wie gerade für die Philharmonie Luxemburg – schadet es nicht, dass ich weiß, wie eine Pointe funktioniert, umgekehrt tut es dem Kabarettisten gut, wenn er auch einen Sinn für Poesie hat …

Bleibt neben Bühne und Büro auch mal Zeit für Urlaub?
Ja. Ich bin ein guter Urlauber – wegfahren, abschalten. Lesen, kochen, wandern. Ich hab das Glück, den Beruf auszuüben, den ich immer machen wollte – trotzdem: Das Leben hat noch mehr zu bieten.

15.10. · 20.00 Uhr
Rantumer Kursaal, Rantum
€ 18,-
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