Zu Beginn ein Selbstversuch: Wenn ihr an Sylt und die malerischen Nordseestrände und hohen Dünen denkt, welche Vogelart fällt euch da spontan ein? Falls euch Möwen als Erstes in den Sinn kommen, seid ihr wahrscheinlich in guter Gesellschaft. Denn das Federvieh verschafft sich an den Küstenregionen der Insel mit kräftigen Rufen Gehör – und tatsächlich fühlen sich auf Sylt von den Dreizehenmöwen bis Schwalbenmöwen viele verschiedene Möwenarten pudelwohl. Aber eben nicht nur die!

Auf der nordfriesischen Insel registrieren Vogelkundler jährlich über 240 verschiedene Vogelarten. Das hat seinen Grund: Das vom Wattenmeer umgebene Sylt bietet mit Wiesen, Seen, Feldern, Heide und eben auch Stränden und Dünen eine vielseitige Naturlandschaft mit reichhaltigem Nahrungsangebot. Es überrascht daher nicht, dass es viele Zugvögel zweimal jährlich zur Rast hierherzieht. Für Vogelbeobachtungen sind Frühjahr und Herbst daher auch die besten Termine. Aber auch an den anderen Jahreszeiten lohnt es sich – wahlweise mit Fernglas ausgerüstet – auf Entdeckungsreise zu gehen.

Enten und Wattvögel im Winter

Vogelliebhaber sollten im Winter unbedingt einen Abstecher auf Sylts Westseite unternehmen. Während der Wintermonate machen es sich etwa an der Kurpromenade von Westerland unter anderem Trauer-, Samt-, Eis- und Eiderenten bequem. Letztere gesellig lebende Entenart sucht die Wattböden in der Region nach Muscheln, Schnecken und anderer Nahrung ab. Seetaucher und Sanderlinge lassen sich ebenfalls an der Westküste blicken. Das Naturschutzgebiet Rantumbecken ist als weiteres Ausflugsziel zu empfehlen, wo weitere Enten und Wattvögel häufig gesehene Gäste sind.

Rantumbecken
Ein Paradies für Vogelinteressierte: Im Naturschutzgebiet rund ums Rantumbecken lassen sich viele Zug- und Wattvögel nieder.

 

Frühjahr mit Brut- und Zugvögeln

Wenn die Temperaturen allmählich wieder steigen und Pflanzen blühen, machen es sich erste Brutvögel auf Sylt bequem. Ab März könnt ihr im nördlich gelegenen Naturschutzgebiet Nielönn nahe der Gemeinde Kampen an verschilften Gebieten Rohrweihen antreffen, während am östlichen Teil des Rantumbeckens häufig Säbelschnäbler brüten. Im April strömen Wattvögel wie Alpenstrandläufer, Pfuhlschnepfen und Knutts auf die friesische Insel. Letztere quartieren sich vorübergehend nahe am Lister Ortsgebiet ein. Im Frühjahr landen auch etliche Zugvögel auf Sylt, darunter etwa die im Vergleich zu Möwen zierlichen Seeschwalben. Die am Wattenmeer heimischen Zwergseeschwalben zählen gar zur vom Aussterben bedrohten Art und stehen daher unter Naturschutz. Zur Zugzeit besetzen am Rantumbecken Stelzen und Pieper ihre Gebiete.

Herbststürme bringen weitere Vogelarten

Während ab Juli die ersten Wattvögel von der Insel ziehen, lassen sich im August wieder etliche Limikolen blicken, darunter etwa Dunkle Wasserläufer, Sichelstrandläufer und die Regenbrachvögel. Am nördlichen Zipfel Sylts, dem Lister Tief, treten vermehrt Raubmöwen in Erscheinung. Besonders viel zu sehen gibt’s für Vogelliebhaber, wenn im September und Oktober die alljährlichen Herbststürme einsetzen. Dann suchen Hochseevögel wie Alke, Basstölpel und Dreizehenmöwen vorübergehend Unterschlupf auf der friesischen Insel. Bevor langsam wieder der Winter einzieht, suchen im Oktober Enten wie die Löffel- und Krickenten Sylt auf. Auch die dunkelbäuchigen Ringelgänse kommen in größeren Schwärmen. Im gleichen Monat steuern Raufußbussarde Sylt an, wo die rund 60 Zentimeter großen Greifvögel über den Jahreswechsel bis etwa in den März hinein verweilen.