Seit ich letztes Jahr im August für mein Praktikum beim ISTS auf die Insel gekommen bin, habe ich eine Faszination für diverse Wassersportarten entwickelt, besonders für das Kitesurfen. Ich liebe es, bei Strandspaziergängen die Kitesurfer zu beobachten und die zahlreichen bunten Schirme am Ellenbogen zu bewundern. Im Winter wurde mir klar, ich will das selbst ausprobieren! Und so habe ich im April gemeinsam mit einer Kollegin einen Kitesurfkurs bei Dirk vom Surfhouse Sylt angefangen.

Vor der ersten Einheit war ich natürlich ziemlich aufgeregt und gespannt, was mich erwarten würde. Morgens bei 9 Grad und Regen wurden wir am Ellenbogen erstmal mit einem dicken Neoprenanzug, Schuhen, Mütze, Handschuhen und Hoodie ausgestattet. Danach ging es mit Kites, Bars und Luftpumpe an den Strand, wo Dirk uns alles ganz genau erklärte. Gemeinsam bauten wir die Kites auf, es gab einen letzten Sicherheitscheck und wir durften direkt ins Wasser. Meine Sorge, dass ich die ganze Zeit frieren würde, war völlig umsonst. Sobald ich im Wasser stand, spürte ich die Kälte gar nicht mehr, denn ich musste mich komplett auf den Wind und meinen Kite konzentrieren. Es ging erstmal nur darum, ein Gefühl für den Kite zu bekommen und ihn in die Luft zu bringen. Später sollten wir ihn dann möglichst ruhig über unserem Kopf halten. Nachdem wir alles wieder gemeinsam abgebaut hatten, war die erste 3-Stunden-Einheit auch schon geschafft und ich war ziemlich erledigt von der ungewohnten Belastung.© Lukas Stiller

Bei der nächsten Kurseinheit hatten wir etwas mehr Wind, sodass wir beim Starten viel vorsichtiger sein und uns erstmal umgewöhnen mussten. Bei dem ein oder anderen Versuch den Kite zu starten, verschätzte ich mich völlig und legte einen bühnenreifen Bauchklatscher hin, wenn der Wind plötzlich in den Kite griff. Aber das war halb so schlimm, wozu wären denn sonst unsere Neoprenanzüge gut… Später sollte ich mich vom Kite durchs Wasser ziehen lassen, was man Bodydrag nennt. Dabei spürte ich zum ersten Mal die Kraft des Kites und hatte richtig Spaß durch die Wellen zu pflügen. Glücklich aber erschöpft bauten wir das ganze Equipment ab und machten uns schnell auf den Weg nach Hause, wo eine heiße Dusche wartete.

© Surfhouse Sylt

Schon zwei Tage später hieß es ganz spontan: Der Wind ist gut, wir treffen uns nach der Arbeit am Ellenbogen! Gesagt, getan. So standen wir das erste Mal bei Sonnenschein mit unseren Kites am Ellenbogen und waren diesmal auch nicht die einzigen. Das gute Wetter hatte auch andere Wing-, Kite- und Windsurfer ins Wasser gelockt. Nachdem wir uns ein bisschen an die Windverhältnisse gewöhnt hatten, kam Dirk mit einem Board zu mir und erklärte mir ganz in Ruhe, was ich machen sollte. Davor hatte ich schon ziemlich Respekt, aber durch seine gelassene Art fühlte ich mich schnell wieder sicher. Mit etwas Hilfestellung machte ich meine ersten Startversuche, kam ziemlich schnell zum Stehen und fuhr meine ersten Meter auf dem Board. Ein Wahnsinns-Gefühl! Ich sollte alleine weiterüben, hatte aber Probleme alles gleichzeitig zu koordinieren: Den Kite gleichmäßig über dem Kopf halten, das Board unter Wasser drücken und in die Fußschlaufen schlüpfen, dann den Kite in die richtige Richtung lenken, die Bar ziehen und aufstehen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Mal dümpelte ich etwas verloren in den Wellen herum, mal riss es mich direkt wieder vom Board herunter und mal stand ich für ein paar Sekunden und war stolz wie Bolle. Zum Sonnenuntergang gingen wir wieder an Land und freuten uns über unsere individuellen Fortschritte.

An die nächste Einheit hatte ich hohe Erwartungen und wurde auch nicht enttäuscht. Durch die Tide konnten wir erst ziemlich spät aufs Wasser, sodass wir bis zum Sonnenuntergang draußen waren. Die Kites waren schnell aufgebaut und wir konnten direkt anfangen. Auch dieses Mal waren wieder einige andere Wassersportler mit uns unterwegs, sodass wir uns einiges abschauen konnten. Nach ein paar holprigen Versuchen und diversen Bauchklatschern hatte ich irgendwann den Dreh raus und konnte mehrmals erfolgreich starten. Diesmal klappte sogar eine kurze Fahrt bis ich mich wieder einigermaßen kontrolliert ins Wasser setzte. Mit diesem euphorischen Glücksgefühl bauten wir in der Dämmerung alles ab und schälten uns aus den Neoprenanzügen.

Die nächste Einheit sollte dann auch schon unsere letzte richtige Unterrichtsstunde sein. Bei schönstem Wetter und gemeinsam mit vielen anderen Wassersportverrückten bauten wir (inzwischen schon ziemlich routiniert) unser Equipment am Strand auf und gingen diesmal mit Dominik als Trainer ins Wasser. Da der Wind aus einer ungewohnten Richtung kam, mussten wir uns erstmal kurz umorientieren, aber gleich die ersten Startversuche klappten richtig gut. Anscheinend hatte mein Körper in der Woche Pause das Gelernte gut verarbeitet. Der Fokus lag also darauf, die Starts zur Routine werden zu lassen und kontrollierter auf dem Board zu stehen. Ich bekam ein Gefühl dafür, wo der Kite während der Fahrt stehen muss und wie ich das Board stellen und belasten muss, um langsamer oder schneller zu fahren. Auf meiner Schokoladenseite klappte das schon richtig gut und zum Ende fiel der Groschen auch auf der anderen Seite. Überglücklich und mit dem ersten Sonnenbrand des Jahres erklärte Dirk später, dass er uns ab jetzt zutrauen würde, alleine, ohne Kurs zu fahren. Beim Starten bekommen wir natürlich nach wie vor Hilfe und er hat uns immer mit im Blick, falls es doch mal einen Notfall gibt.© Lukas Stiller

Nach fünf Einheiten hatten wir es also geschafft, ziemlich selbstständig und einigermaßen sicher auf dem Board zu stehen. Natürlich fängt die Kitesurf-Reise jetzt erst so richtig an. Wenn der Wind passt und Dirk mit seinem Kite-Truck am Ellenbogen ist, findet man uns in nächster Zeit wohl öfter auf dem Board und im Wasser. Denn dieses Gefühl, über die Wellen zu gleiten und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, ist einfach unbeschreiblich gut!

Wem es jetzt auch in den Fingern juckt, mit dem Kitesurfen anzufangen, bekommt als MY SYLT-Clubmitglied noch den ganzen Mai 10 % Rabatt auf alle Kursangebote im Surfhouse!