Burgenfans zieht es genauso nach Sylt wie Naturfreunde, Wanderer und alle, die es nach salziger Meeresluft lüstet: Die Frieseninsel besaß nämlich über Jahrhunderte und Jahrtausende insgesamt drei Festungen. Leider ist nicht mehr allzu viel von den Inselburgen übrig geblieben. Nichtsdestotrotz lohnt sich ein Besuch, vor allem für diejenigen, die gern rätseln und gedanklich in der Geschichte idyllischer Orte schwelgen.

Die Rantum-Burg – unter Dünen verborgen

Wo die Rantum-Burg steht? Das wissen wir leider nicht genau – auch Archäologen und Historiker können nur spekulieren. Vermutlich ist sie irgendwo unter den Dünen von Rantum verschüttet. Überlieferungen lassen darauf schließen, dass die als „Rathsburg“ bekannte Befestigung im 18. Jahrhundert bereits nahezu komplett von Sand bedeckt war. Gleichzeitig soll sie aber auch so nah am Meer gelegen haben, dass man befürchtete, die Sturmfluten würden sie eines Tages davonspülen. Der Sylter Heimatforscher Christian Peter Hansen vermutete im 19. Jahrhundert den Standort der Burg auf einem alten Heerweg entlang des „Hörnumer Landrückens“. Vielleicht wird die Burg, die um 1370 dem Ritter Klaus Limbeck gehörte, eines Tages durch die Fluten vom Sand befreit – ob und wie lange das dauert, kann niemand sagen. Es schadet aber nicht, wenn ihr bei eurem Spaziergang entlang des Rantumer Strands die Augen offen haltet – vielleicht entdeckt ihr unter dem Sand eines Tages Überreste des Bollwerks. In die unterirdischen Gewölbe würde so manch einer sicherlich gern einen Blick werfen. Schließlich sollen sich dort oft Seeräuber versammelt haben, bevor die Ratsherren von Sylt und Föhr dort zusammenkamen. Was diese wohl zurückließen?

Die Tinnum-Burg – der mysteriöse Ringwall

Von den drei Sylter Burgen ist die Tinnum-Burg am besten erhalten, auch wenn nur noch der Ringwall übrig ist. Erbaut wurde die Burg um die Geburt Christi herum, darauf weisen uralte Keramikteile hin, die bei Ausgrabungen gefunden wurden. Auch im 8. bis 10. Jahrhundert wurde die Burg offenbar benutzt – dazwischen lag sie die längste Zeit brach. Bei den vielen Ausgrabungen konnte eines jedoch nicht genau festgestellt werden: die Funktion der Burg. War es eine germanische Kulturstätte? Eine „Zwingburg“ im 14. Jahrhundert, wo die Inselbewohner ihre Abgaben an die dänischen Herrscher entrichteten? Beides ist sehr wahrscheinlich, urteilen Kunsthistoriker. Die genaue Bedeutung der Tinnum-Burg bleibt aber ungewiss. Grabungen in den Jahren 1870, 1948 und 1976 sollen den Beweis erbracht haben, dass die Tinnum-Burg in der frühen römischen Kaiserzeit errichtet wurde. Heute ist der Ringwall, der einen Durchmesser von 120 Metern misst, frei zugänglich.

Die Archsum-Burg – die zerstörte Burg

1860 wurden bei Arbeiten die letzten Überreste der Archsum-Burg entfernt. Hier besteht also, anders als in Rantum, Gewissheit und das dir Archsumer Befestigung für alle Zeiten verschwunden ist. Vermutlich handelte es sich hier um einen Kultplatz für Dorfversammlungen. Bei Ausgrabungen wurden kleine Gefäße und Vorratsbehälter, allerdings keinerlei handwerkliche oder landwirtschaftliche Werkzeuge gefunden. Archäologen gehen deshalb davon aus, dass die Archsum-Burg als Sammelplatz für Opfergaben diente. Die Anlage bestand aus drei Abschnitten mit unterschiedlichen Hütten, die sich radial durch die gesamte Anlage zogen. Ganz außen befanden sich nahe des Ringwalls Leichtbauhütten mit jeweils eigenen Feuerstellen, im nächst-inneren Ring verstärkte Hütten aus Sandsoden und schließlich tiefe Schächte und Sandgruben – für was diese genutzt wurden ist mangels Funden unklar. Im Rahmen einer Dorfführung können die restlichen Funde aber besichtigt werden und Archsum ist gewiss auch ohne die Festung ein wunderschönes Fleckchen Erde. Viel zu lernen gibt es überall auf der Insel, sowohl über die zerstörte Archsum-Burg als auch den sichtbaren Ringwall der Tinnum-Burg. Die verschüttete Rantum-Burg hingegen wartet nur auf ihre Wiederentdeckung.