List, Westerland und Kampen hat man schon mal gehört, selbst wenn man noch nie auf Sylt war. Habt ihr aber schon mal von Eidum gehört? Falls ihr euch nun fragt, ob ihr beim letzten Inselbesuch etwas verpasst habt oder ein Kapitel in eurem Reiseführer fehlt, keine Sorge: Zu den zwölf Inselorten auf Sylt zählt Eidum nicht und besuchen könnt ihr es leider auch nicht mehr. Eidum ist vielmehr das Atlantis der Nordsee und der Insel Sylt. Nur hat es Eidum nachweislich tatsächlich gegeben.

Sturmfluten der Nordsee fordern ihren Tribut

Fast wie in der Sage um das mythische Inselreich Altantis fiel Eidum in einer einzigen Nacht den Sturmfluten des „Blanken Hans“, also der Nordsee, zum Opfer. Immer wieder wurde Eidum von den Fluten zerstört, von den Siedlern aber beharrlich wiederaufgebaut. Das änderte sich mit der verheerenden Allerheiligenflut, die im Jahre 1436 über die gesamte Nordseeküste herfiel. Die Deiche hatten keine Chance, genauso wenig wie viele der Gebäude in Eidum, die von den Fluten beschädigt oder vollständig zerstört wurden. Auch Mensch und Vieh kam bei der tragischen Naturkatastrophe ums Leben. Die noch erhalten gebliebene Dorfkirche stürzte kurz nach der Sturmflut ein.

Die Geburtsstunde von Westerland

Mit dem Untergang von Eidum vor vielen Jahrhunderten entstand eine neue Siedlung: Als sich in der schicksalsträchtigen Nacht abzeichnete, dass die Flut sich die Ortschaft holen würde, packten die Bewohner ihr Hab und Gut, um nach Osten zu wandern. Auf einer höher gelegenen Geest des damaligen Tinnumer Gebiets gründeten sie die Siedlung Südhedig. Später ging daraus das heutige Westerland hervor. Die Bezeichnung stammt von der Lage westlich des Dorfes Tinnum.

Mystische Orte auf der Insel Sylt

Eidum ist nicht die einzige Ortschaft Sylts, die über die Jahrhunderte von der Landkarte gespült wurde. Seit jeher erobern die Sturmfluten der Nordsee Teile der Küste und tragen Land ab. Vor allem in der Zeit, bevor die Insulaner mit dem Bau von Deichen gegen die Abtragung durch das Wasser vorgingen, wurde Sylt stetig kleiner. Könnten wir die Zeit knappe tausend Jahre zurückdrehen könnten wir Sylt bei Niedrigwasser gar zu Fuß erreichen! Niebelum, Steidum, Blistum und Wardin – auch das sind Dörfer auf Sylt gewesen, die über die Jahrhunderte unter Fluten und dem Sand wandernder Dünen begraben wurden.
Ein Dünenpflanzer entdeckte vor rund einhundert Jahren bei Ebbe einen Brunnen, weit draußen von der Küste des Festlandes entfernt. Wenn ihr also das nächste Mal bei frischer Seeluft am Ufer steht und auf die Nordsee blickt, fragt euch doch mal, welche Geheimnisse längst vergangener Zeiten sich wohl noch dort draußen verbergen. Vielleicht blickt ihr genau dahin, wo einmal sagenumwobene Sylter Dörfer standen.