„Mein altes Sylt“ – eine Facebook-Gruppe in der Sylter und auch Gäste ihre liebsten Sylt-Erinnerungen teilen – hier wurden wir auf Elisabeth Kohl-Spies aufmerksam. Sie hat mit der Community der besagten Facebook-Gruppe alte Urlaubsbilder vom Campingplatz Westerland geteilt.

Beim Anblick der Bilder von einem eher leeren Campingplatz und Menschen in den Dünen, überkam uns direkt ein Freiheitsgefühl. Wir fanden ihre Eindrücke vom Campingplatz der 60er Jahre so interessant, wir mussten Frau Kohl-Spies einfach kennenlernen und vereinbarten direkt ein Treffen auf Sylt, denn der nächste Sylt-Urlaub stand bereits bevor.

Seit 1957, mit damals 3 Jahren, kommt Elisabeth Kohl-Spies mindestens einmal im Jahr nach Sylt, ihrer zweiten Heimat. Das Urlaubsziel wurde damals von ihrem Vater gewählt, der immer von einem Sylt-Ausflug aus Studienzeiten sowie von den FKK-Stränden Sylts schwärmte.

„Wir waren meist 4-5 Wochen auf dem Campingplatz. Anfangs war in der Regel noch nicht so viel los, dies änderte sich dann immer im August“, erinnert sich die Kunstmalerin. „Ich bin so dankbar, dass ich meine Jugend in völliger Freiheit in der Natur verbringen konnte und mir meine Eltern dies ermöglicht haben“. Noch immer gibt es eine besondere Verbindung zwischen ihr und der Insel, welche sie nach wie vor gerne besucht. „Bis zum Alter von 16 Jahren bin ich regelmäßig mit meinen Eltern auf dem Campingplatz gewesen. Ab 20 Jahren dann mit meinem Freund, später mit Tochter, Enkelinnen und Freundinnen.“ Mittlerweile wurde das große Nordlandzelt gegen ein Appartement mit Strandnähe in Westerland getauscht. „Ich besitze aber immer noch mehrere Zelte, man weiß ja nie.“

Die Stimmung in voller Freiheit, die auch auf den zahlreichen Bildern zu erkennen ist, hat sich mittlerweile geändert. „Nach der Camping-Zeit haben wir auch öfters im Bundessozialwerk Urlaub gemacht“, erinnert sich die Enkelin von Frau Kohl-Spies zurück, die ihre Großmutter regelmäßig auf ihren Sylt-Trips begleitet. „Wir haben es früher immer genossen, dort in den Gemeinschaftsräumen zusammen zu kochen und abends TV zu schauen. Man hat immer neue Leute kennengelernt und ich damals auch andere Kinder zum Spielen.“ Auch auf dem Campingplatz wurde in den 60ern die Zeit gemeinsam genossen. „Es wurde zusammen Karten gespielt, bis es dunkel wurde. Es gab ja schließlich nur Kerzenlicht!“

„Irgendwann wurde das familiäre Miteinander zur Nebensache und das Klientel hat sich geändert.“ Zum Ausgleich ging es dann auch mal nach Schweden oder Jugoslawien, doch dort war das Zelten nicht so angenehm: „Es war einfach viel zu heiß! Der Wind fehlte einfach!“

Seitdem kommt Elisabeth Kohl-Spies mindestens einmal im Jahr auf die Insel. „Ich richte mich immer nach den bayrischen Ferien.“ Die Anreise aus Bayern ist weit und diese bewältigt Frau Kohl-Spies mit Freunden und Familie seit 1990 mit der Bahn und das Gepäck wird am liebsten vorgeschickt. Vor Ort mietet man sich dann für ein, zwei Tage ein Auto, wenn es mal wieder an den Ellenbogen gehen soll. Sogar von unserem E-Mobility Center wurde bereits ein sportliches E-Auto für einen Aufenthalt gemietet. Ansonsten ist man viel zu Fuß unterwegs oder nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel.

„Die bayrischen Sommerferien sind meist im August/September, sodass es manchmal auch schon etwas stürmisch wurde. In der Regel gab es mal einen Tag mit Regen und mal ein bisschen mehr Wind, aber der Sturm 1975 war anders. Danach durften auch keine Strandburgen mehr gebuddelt werden. Wir haben nachts nur die Sirenen gehört und wussten gar nicht, was noch alles passiert.“ Doch das geliebte Nordlandzelt hielt diesen Sturm aus. „Das Zelt davor ist mal bei etwas Wind nachts zusammengebrochen. Meine Eltern haben gekämpft, dieses wieder aufzubauen, während ich als Kind seelenruhig schlief.“

Nach wie vor ist der Campingplatz Westerland der Lieblingsort von Elisabeth Kohl-Spies und ein Besuch ist bei jedem Sylt-Aufenthalt Pflicht. Auch an das Südwäldchen am Zeltplatz hängen Erinnerungen: „Hier hat man sich an besonders warmen Tagen abgekühlt und eine Brotzeit am Ententeich gemacht.“ Mittlerweile haben sich Wäldchen und Campingplatz sehr verändert, so auch die damaligen Wanderwege. „Früher gab es keine Treppen Richtung Strand, da konnte man einfach über die Dünen direkt zum Meer laufen.“ Für uns heute unvorstellbar.

Aufgrund dieser tollen Erinnerungen kommt Elisabeth Kohl-Spies nach 65 Jahren immer noch auf die Insel und verbringt ihren Urlaub mit Freundinnen und Enkelinnen in Westerland. „Es ist und bleibt meine zweite Heimat. Nicht nur für mich, sondern für meine ganze Familie, die mich auf den Reisen nach Sylt weiterhin begleitet und ihre eigenen Traditionen daraus mitnehmen.“