Als Startschuss zu den Deutschen Aktionstagen Nachhaltigkeit fand am Dienstag, den 20. September, die digitale Auftaktveranstaltung zur Impulsreihe des Insel Sylt Tourismus-Service (ISTS) mit vier insularen Botschafterbetrieben statt. Über Zoom trafen sich zahlreiche Sylter Gastgeberinnen und Gastgeber, Pressevertreterinnen und -vertreter sowie interessierte Insulanerinnen und Insulaner. Eine bunte Mischung im Publikum, zu der ich als Praktikantin im Nachhaltigkeitsbereich beim ISTS wunderbar dazu passte. Die Veranstaltung wurde von Peter Douven, unserem Geschäftsführer, eröffnet. Er betonte, wie wichtig es sei, durch Berichterstattung immer mehr Betriebe anzuregen und so den Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu ebnen. Außerdem sei es Zeit, zur praktischen Umsetzung zu kommen und Worten auch Taten folgen zu lassen.

Neue Nachhaltigkeits-Dachmarke

Diesem Motto folgt auch die Sylt Marketing GmbH mit der neuen Nachhaltigkeits-Dachmarke “LEBENSWERT – Nachhaltiges Sylt”, über die uns Moritz Luft, Geschäftsführer der SMG, im Anschluss berichtete. Die Dachmarke beinhaltet ein Sylter Nachhaltigkeitssiegel, das zunächst an Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe vergeben werden soll. Besonders spannend fand ich, dass zum Ende des Jahres auch die Auszeichnung von Produkten und darüber hinaus von Mobilitäts- und Freizeiteinrichtungen geplant ist. Nach und nach werden alle Bereiche berücksichtigt und mit einem eigenen Kriterienkatalog versehen, der auf den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs) basiert. Wenn Sie sich auch zertifizieren lassen möchten, müssen zuerst die entsprechenden Kriterien erfüllt und ein webbasiertes Formular ausgefüllt werden. Nach einer stichprobenartigen Überprüfung wird Ihre Aufnahme schließlich bestätigt und Sie können das Siegel für 36 Monate tragen und nutzen. So können alle erkennen, wie nachhaltig Sie bereits sind. Mit der neuen Dachmarke sollen Klima- und Umweltfreundlichkeit der Insel besser kommuniziert und die regionale Vernetzung nachhaltiger Betriebe gefördert werden. Der Startschuss für die ersten Zertifizierungen soll Mitte November fallen, weiterführende Informationen und einen ersten Selbstcheck finden Sie schon jetzt bei der SMG.

Wie wir die größten Hürden gemeinsam überwinden können

Andreas Koch moderierte die gesamte Veranstaltung und sprach über die Herausforderungen einer nachhaltigen Destinationsstrategie. Der Gründer und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens blueContec GmbH ist langjähriger Experte für Nachhaltigkeit im Tourismus und weiß genau, welche Hürden wir auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit auf Sylt überwinden müssen. Wichtig sei es zum Beispiel alle drei Scopes zu berücksichtigen. Das Scope-Konzept habe ich hier auch neu kennengelernt. Es bezieht sich auf alle Prozesse und Ressourcen, die für ein Produkt oder eine Dienstleistung notwendig sind. Während Scope 1 mit allen direkt verursachten Emissionen am Standort und Scope 2 mit indirekten Emissionen aus eingekaufter Energie meist im Vordergrund stünden, gerate Scope 3 mit indirekten Emissionen aus der Wertschöpfungskette oft in den Hintergrund, betonte Koch. Im Hotelbetrieb können das etwa die Emissionen der Anreise der Gäste oder der Anfahrt der Angestellten sein. In diesem Zusammenhang sei es auch wichtig, die lokale Wertschöpfung und umweltfreundliches Verhalten der Mitarbeitenden zu fördern. Als größte Hürde bezeichnete Koch allerdings ein gemeinsames Engagement aller Akteure (Stakeholder) zu erreichen. Das funktioniere vor allem über Ermutigung, Unterstützung und Öffentlichkeitsarbeit, bei der vorbildliches Verhalten gezielt publik gemacht wird. Letztendlich sei eine Destination immer nur so nachhaltig wie ihre Betriebe. Wir müssen also alle mitnehmen – auch Mitarbeitende, Lieferanten und Gäste.

© Andreas Koch

Der ISTS als Vorreiter und Impulsgeber

Anschließend wurde Kristina Kreiss, die Nachhaltigkeitsbeauftragte des ISTS, interviewt. Dabei erzählte sie vom aktuellen Stand, den anstehenden Nachhaltigkeitstagen und den nächsten Schritten auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Die Einrichtung der Stabstelle für Nachhaltigkeit zeige bereits eine Priorisierung des Themas im Unternehmen. Sie betrachtet Nachhaltigkeit als abteilungsübergreifende Querschnittsaufgabe, die auch eine zentrale Verantwortung für Kommunikation nach innen und außen beinhalte. Mit der Impulsreihe strebe man eine Öffnung und Teilhabe für andere Betriebe an, bei der der ISTS als Vorreiter und Impulsgeber fungieren könne. Mit den Aktionstagen Nachhaltigkeit kann dieses Engagement auch nach außen kommuniziert und sowohl mit den Gästen als auch den Sylterinnen und Syltern geteilt werden. Sie verriet ebenfalls, dass in allen Unternehmensbereichen eine CO2-Bilanzierung zur Schaffung einer soliden Datenbasis stattfinden sowie das 10-Punkte Programm sukzessive umgesetzt werde. Besonders wichtig sei ihr dabei, neben der Sensibilisierung von Mitarbeitern und Partnern, auch über die Auszubildenden eine Brücke zur jüngeren Generation zu schlagen und sie stärker mit einzubinden.

Spannende Diskussionen und reger Austausch

Bevor wir in die Breakout-Räume geschickt wurden, sprach Andreas Koch noch mit den einzelnen Botschafterbetrieben über ihre Motivation an der Impulsreihe teilzunehmen. Christian Siegling vom Severin*s Resort & Spa möchte als positives Beispiel im Luxussegment vorangehen und die Erwartungen seiner Gäste in Bezug auf Nachhaltigkeit erfüllen. Dazu stehen ein Mitarbeiterworkshop und die Zertifizierung mit GreenSign Hotel an. Bei Sehnsucht Sylt soll Nachhaltigkeit laut Matthias Classen in das Leitbild mit aufgenommen werden und mit Wirtschaftlichkeit kombiniert werden. Denn Nachhaltigkeit sei keine Modeerscheinung mehr und müsse fest in den Betrieb integriert werden. Werner Scheidt vom Hotel Niedersachsen hat sich dem Thema Klimaneutralität verschrieben, da er von Beginn an mit Liebe zur Natur aufgewachsen sei. Dabei seien der Bau des Hauses und der Betrieb des Hotels zwei völlig unterschiedliche Herausforderungen – gemeinsam mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis für den Gast. Im Hotel Sylter Blaumuschel stieß Bastian Freddrich auf die große Menge an Plastik- und Verpackungsmüll und legt jetzt sein Hauptaugenmerk auf einen plastikarmen Hotelbetrieb. Dazu berichtete er von seinem Plastikaudit und wie er auch einige Lieferanten und externe Dienstleister mit ins Boot holen konnte.

© Andreas Koch

Um schließlich aktiv in den Austausch zu gehen, haben wir uns alle für einen der drei Breakout-Räume entscheiden, in denen jeweils ein Thema vertieft wurde. Hier kamen rege Diskussionen zustande und es wurden Ideen und Erfahrungen untereinander geteilt. Jeweils ein Experte für das Thema und/oder einer der Botschafterbetriebe führten durch die Diskussion und gaben einen tieferen Einblick in die Thematik. Zum Abschluss gab es einen gemeinsamen Ausblick in der großen Runde und es wurde auf die anstehenden Veranstaltungen mit den Botschafterbetrieben hingewiesen. So endete der gelungene Auftakt mit viel Austausch und einem positiven Ausblick.

Wir sind auf einem guten Weg

Für mich war die Veranstaltung ein superspannender Einblick in gelebte Nachhaltigkeit hier auf der Insel. In der neuen Nachhaltigkeits-Dachmarke sehe ich eine große Chance für alle Unternehmen ihr Engagement und ihren Einsatz nach außen sichtbarer zu machen sowie mehr Unterstützung und Inspiration für weitere Maßnahmen zu bekommen. Ich bin gespannt auf die ersten Zertifizierungen. Dass Nachhaltigkeit für eine gesamte Destination ein langer und steiniger Weg ist, war mir schon vorher klar. Andreas Koch hat uns aber allen Mut gemacht und aufgezeigt, wie man diese Hürden überwinden kann – gemeinsam. Genau deshalb fand ich die bunte Mischung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer so bemerkenswert, denn alle waren und sind bereit, ihren Beitrag zu leisten. Wie der ISTS dabei unterstützen und vorangehen möchte, klingt nach einer guten Strategie. Besonders die jüngere Genration mit einzubeziehen, finde ich wichtig und sinnvoll, denn es geht schließlich um unsere Zukunft. Die ausgewählten Botschafterbetriebe haben mich mit ihrer hohen Motivation und ihrer Leidenschaft für die Sache überrascht. Ich bin mir sicher, dass sich das in positiven Ergebnissen nach den Impulsveranstaltungen zeigen wird. Denn wer wirklich will, kann auch etwas verändern. Dieser Eindruck wurde auch in den Breakout-Räumen bestätigt. Im Raum zum Thema Plastikreduktion wurde sich intensiv und begeistert ausgetauscht. Jeder hat seine besten Tipps und Tricks geteilt und alle waren hochmotiviert, das Thema noch stärker anzugehen. Nach dieser Veranstaltung bin ich positiv gestimmt, dass sich wirklich etwas verändern wird. Ich freue mich schon sehr, wenn es mit den Impulsveranstaltungen konkreter weitergeht und wir noch tiefere Einblicke in die einzelnen Themen bekommen.