Man sieht sie an jedem Strand und kann sie überall kaufen: bunte Bodyboards für Kinder für unter zehn Euro. Die Kids haben riesigen Spaß, wenn sie sich in die Wellen stürzen können und erste Surferfahrungen sammeln. Doch das Glück hält meistens nicht lange, denn die Boards gehen ziemlich schnell kaputt und werden unbrauchbar. Und genau dort beginnt das eigentliche Problem: Durch die billige Bauweise reißt der Stoffüberzug und die Styroporfüllung (in diesem Fall Polystyrol) gelangt in die Umwelt. Die kleinen Plastikkügelchen verteilen sich am Strand und im Meer und werden von Tieren fälschlicherweise für Nahrung gehalten. So verhungern unzählige Seevögel und Fische durch einen mit Plastik gefüllten Magen. Außerdem verrottet Polystyrol nicht und enthält giftige Stoffe, die bei der Verbrennung in Deponien freigesetzt werden und sich in der Umwelt anreichern.

Alex Lensch (links) und Nick Bosch (rechts), © Kim Dänner

Die zwei Sylter Surfer Alex Lenz und Nick Bosch haben deshalb eine Petition gestartet, mit der die billigen Bodyboards am Strand und im Verkauf auf Sylt verboten werden sollen. Wie sie auf das Problem aufmerksam geworden sind und welche Alternativen es gibt, haben sie uns im Interview verraten.

Wie seid Ihr auf das Problem mit den billigen Bodyboards aufmerksam geworden?

Vorab: Unsere Intention ist es nicht, Kindern ihr Spielzeug wegzunehmen. Wir wollen nur den Fokus auf eine nicht nötige Verschmutzung der Meere leiten. Wir haben das Problem mit diesem Material vor ein paar Jahren entdeckt. Damals machte der Blogeintrag einer Umweltschutzorganisation die Runde. Die hatten in Cornwall (UK) einen Haufen der billigen Einwegboards aus den Fluten geborgen oder vom Strand aufgesammelt. Bald darauf wurden die Teile in Devon (UK) und seit diesem Jahr auch auf Hawaii verboten.

Wie verläuft ein typischer Lebenszyklus eines Billigbodyboards?

Lebenszyklus hört sich in dem Zusammenhang zynisch an. Also zunächst wird das Innere des Spielzeugs aus Styropor zusammengeklebt oder gepresst und die Kanten des Nylon-Bezugs vernäht. Die Herstellungsorte dürften sich zum größten Teil in China befinden. In der EU gibt es ganz klare Richtlinien welche Art von Schaum oder Material für welche Bauweisen erlaubt sind. Die Bodyboards werden dann in großen Frachtcontainern per Schiff ein paar Tausend Kilometer nach Deutschland und über mehrere Stationen in den Einzelhandel gebracht. In erster Linie gehen die Boards an Küstenorte, wo sie an Strandkiosken und Drogeriemärkten – die ironischerweise  auch Bioprodukte verkaufen – an den Endkunden weitergegeben werden. Strahlende Kinderaugen nehmen dann ihr Meerjungfrau oder Haifischbrett entgegen. Denn diese Motive lassen sich in der Billigproduktion einfach auf den Stoff drucken. Unterzieht man die Boards einem Stresstest, so werden sie bereits bei geringster Belastung instabil und brechen.

Warum ist das Material, aus dem die Boards hergestellt sind, so gefährlich?

Grundsätzlich reden wir von Plastik, das ist natürlich nie gut. Surfboards lassen sich kaum ökologisch bauen. Es gibt Ansätze, doch ohne Epoxid (gesundheitsschädliches Kunstharz, das beim Surfbrettbau verwendet wird) kommt man nicht zum Ziel. Reguläre Surfboards halten allerdings wesentlich länger und der Kern ist in der Regel hartverschäumtes EPS oder PE. Die Budgetbodyboards bestehen aus einem Styropor, das mit PP abgekürzt wird. Da es sehr leicht bricht und sich dann im Meer verteilt, verwechseln es die Meeresbewohner mit Fressen. Einige Tiere, wie die Schildkröten auf Hawaii, verenden oder sie überleben und nehmen es auf. So wandern die Mikropartikel in den Fisch und am Ende landen diese unter Umständen wieder auf unserem Teller.

Welche Alternativen gibt es?

Alternativen gibt es viele. Unser Tipp: Einen Surfkurs in einer der vielen Surfschulen auf der Insel buchen. Denn neben dem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur, kriegen die Kids gleich das wichtige Know-How über die Strömungsverhältnisse und Wellen auf Sylt vermittelt. Surfschulen auf der Insel haben auch Bodyboards in der Vermietung. Und wenn es dann doch ein eigenes sein soll, bieten sich die nur unwesentlich teureren PE Boards an. Diese gibt es im Fachhandel, in Surfshops oder Sportgeschäften.

Was kann jeder Einzelne tun, um gegen die Billigboards vorzugehen?

Ich denke mal, Kommunikation ist das Allerwichtigste, ob in sozialen Netzwerken oder am Strand. Außerdem macht es Sinn, die Händler anzusprechen, die einen solchen –  Entschuldigung – Unsinn führen. Gerne kann man sich an uns wenden. Es ist nur eine kleine Geste dieses Minizahnrad im großen Getriebe der Umweltverschmutzung zu blockieren. Natürlich gibt es weitaus größere Anliegen. Doch wenn wir den Kindern die Problematik erklären, dann entwickeln auch diese ein Verantwortungsgefühl. Um dem ganzen Gewicht zu geben, haben wir eine Petition ins Leben gerufen.

Zum Abschluss noch ein Blick auf kommende Zeiten: Wie stellt Ihr Euch die Zukunft des Bodyboardens auf Sylt vor?

Wir erhoffen uns natürlich viele Kids, die ihre ersten Schritte ins Wasser auf dem Bodyboard lernen. Denn das ist für viele der erste Kontakt mit der Nordsee. Das Gefühl, wenn die Welle einen anschiebt, begeistert große und kleine Kinder gleichermaßen. Vielleicht etabliert sich auch eine kleine Bellyboardszene auf der Insel. Diese aus Holz gebauten Boards werden nun vermehrt in UK eingesetzt.

Mit der Petition könnte ein erster Schritt in Richtung eines Verbots auf Sylt gelingen. Dazu wurden 5.000 Unterschriften als Ziel gesetzt, um das Thema in die Gemeindevertretung zu bringen. Die insularen Surfschulen unterstützen das Anliegen und bisher wurden schon über 200 Unterschriften gesammelt. Wer Alex Lensch und Nick Bosch in ihrem Kampf gegen die Billigbodyboards unterstützen möchte, kann hier die Petition unterschreiben:

Polystyrol Bodyboards verbieten – Online-Petition