Deutsche Literatur kennt man auf der ganzen Welt – Goethe, Schiller und vielen anderen klassischen und modernen Autoren sei Dank. Weit weniger bekannt, aber unter Kennern trotzdem beliebt: Nordfriesische Literatur. Denn unter allen deutschen Mundart-Autoren sind es vor allem die Nordfriesen, die sich mit ihren Büchern und Stücken einen Namen gemacht haben – und unter ihnen wiederum gelten die Sylter als literarische Arbeitstiere.

Sylter Literatur

Um das mal klarzustellen: Wenn wir von Sylter Literatur sprechen, meinen wir damit keine deutschen Autoren, die zufällig auf Sylt leben oder gelebt haben. Die gibt’s natürlich auch; aber in diesem Beitrag geht es um Autoren, die ihre Werke in richtigem Sylterfriesisch geschrieben haben – in Söl´ring. Damit ist zwar die Zielgruppe recht  klein (schließlich versteht außer einigen Syltern und ein paar nahen Norddeutschen keiner, was die Autoren geschrieben haben), aber die Bücher und Romane sind dadurch etwas ganz besonderes, schönes, mit dem das Sölring am Leben gehalten und vielleicht sogar ein bisschen verbreitet wird.

Das wohl erste Werk in echtem Sölring ist die Komödie „Di Söl’ring Pir’rersdei“  (Der Sylter Petritag) von Jap Peter Hansen, das 1809 erschien. Die Fortsetzung dieser Komödie, der „Di lekkelk Stjüürman“ (Der glückliche Steuermann) kam 1833 auf den Markt. Hansens Sohn Christian Peter führte die Tradition seines Vaters fort und schrieb mit „Ualð Sölðring Tialen“ (Alte Sylter Geschichten) eines der wichtigsten Werke friesischer Literatur überhaupt. Unter den vielen Sylter Werken, die auch nach dem 19. Jahrhundert noch in Mundart schrieben, sind wohl die Gedichte von Jens Emil Mungard die wichtigsten. Der Landwirt aus Keitum schrieb über 800 Gedichte, bevor er 1940 in einem Konzentrationslager sein Leben ließ. Am bekanntesten ist wohl sein „Di Hiir es Brir“ (Die Heide blüht).

Christian Peter Hansen, Bleistifporträt.
Christian Peter Hansen, Lehrer und Autor von Ualð Sölðring Tialen um 1870.

 

Bücher über Sylt

Natürlich gibt es aber auch jede Menge Romane über Sylt – eine abgelegene, aber lebendige kleine Insel hoch im Norden, der immer noch ein Schickimicki-Image anhaftet, das bietet sich für Krimis ebenso gut an an wie für eine Herzschmerz-Romanze. Da wundert es nicht, dass sich bekannte Autoren immer mal wieder Sylt für ihre Geschichten aussuchen. Mit „Das Lächeln der Alligatoren“ zum Beispiel vermischt der Autor Michael Wildenhain gleich beides und treibt seinen jungen Helden Matthias von der ersten unschuldigen Jugendliebe auf Sylt in einen waschechten Thriller an einer Berliner Uni.

Wer’s lieber klassisch mag, ist mit Büchern von Gisa Pauly gut beraten – sie hat gleich eine ganze Reihe von Sylt-Krimis geschrieben, darunter „Die Tote am Watt“, „Sonnendeck“ oder „Gegenwind“. Die Hauptfiguren: Hauptkommissar Erik Wolf und seine italienische Schwiegermutter Mamma Carlotta. Klar: Das ist nicht so schwer oder gruselig oder tiefgründig wie die vielzitierten skandinavischen Krimis. Aber für einen beschwingten Urlaubstag am Sylter Strand sind die humorigen Kriminalstorys genau das Richtige!